Das Ding mit dem guten Aussehen.
mit 16 |
Okay, die gleich von mir geschilderte Szene liegt in etwa zwei Jahre zurück. Ich habe sie in meinem Notizbüchlein (lustigerweise auf Englisch?) vermerkt und eigentlich auch vorgehabt, sie hier zu veröffentlichen. Mir ist aber eine wichtige Anekdote entgangen, von meiner Lieblingsautorin, die ich seitdem immer wieder gesucht aber nie gefunden habe und die der Grund ist, warum diese eine Szene nie über die Seitenränder des Notizbuches hinausgefunden hat. Trotz fehlender Anekdote möchte ich diese Situation jetzt aber doch endlich mal (aber diesmal auf Deutsch) schildern, weil ich meine darauffolgenden Gedankengänge und meine Selbstreflektion sehr interessant finde. So.
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(Zwei Jahre zurück. Das heißt: Ich war nun seit einigen Monaten in der Oberstufe, 11. Jahrgang, ging tagtäglich zur Schule. An jenem Morgen hatte ich Spanisch.)
"Als ich heute in die Schule kam, wurde ich vor der noch abgeschlossenen Klassenraumtür von zwei Typen - welche von der beliebteren, sprich 'cooleren' Sorte - begrüßt mit den Worten: "Na, du siehst heute aber frisch aus!" und "Hast wohl viel Schlaf gehabt, was?". Worte, die vor Ironie trieften. Ich, als die schüchterne Person, die ich nun einmal bin, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Um ehrlich zu sein ging ich einfach weiter und lehnte mich etwas abseits an die Wand, ein fetter Kloß in meinem Hals. Hatten diese Typen, mit denen ich fast noch nie zuvor gesprochen hatte, mich wirklich gerade so etwas wie HÄSSLICH genannt? Vielleicht war dies nicht ihre Absicht gewesen, doch plötzlich war ich total unsicher mit mir, dachte an meinen chaotischen Zopf aus dem überall kleine Strähnchen herausfielen und meine unreine Haut und meine riesigen Augenringe. Und daran, dass ich nichts davon irgendwie mit Make-Up verdeckt hatte.
Später im Klassenraum entschied ich mich während der kurzen Pause, das Buch "We Should All Be Feminists" von Chimamanda Ngozi Adichie zu lesen. [Dort war dann eine seeehr inspirierende Passage drin, die mir total auf die Sprünge geholfen hat und die ich anschließend - wohl auf ewig - verloren habe. Das Büchlein ist trotzdem zu empfehlen. ;)] Warum hatte ich mich so unsicher gefühlt? Ich trage seit Längerem kein Make-Up mehr. Ich will nicht in die gesellschaftlichen Standards von Schönheit hineinspielen und wenn das bedeutet, häßlich zu sein, sei dem halt so. Trotzdem habe ich mich sehr getroffen gefühlt, als mir direkt - und auch nicht mit einem gutmütigen Augenzwinkern - gesagt wurde, ich sähe ganz schön fertig - also nicht gut - aus.
Aber das ist es ja. Mein Sein hängt nicht von dem Urteil Anderer über mein Aussehen ab. Tatsächlich hänge ich in keinster Weise von meinem Aussehen ab. Ich bin mehr als meine Nase oder mein Haar. Ich will der Gesellschaft dahingehend widersprechen. Will ein Statement abgeben. Will mein Leben in vollen Zügen leben und ich will Dinge verändern.
Now, you don't really change anything just with your appearance."
nu' |
Wahre Worte! Allerdings bin ich manchmal immer noch recht schüchtern oder unsicher und fühle mich dann gerade in solchen, wie von dir beschriebenen, Situationen auch gar nicht wohl und sehr unsicher...
AntwortenLöschenNa ja, zum Glück wir das mit dem Alter immer besser. :P
♥
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