Von Mutlosigkeit



Ich bin an einer Stelle in meinem Leben angekommen, an der ich mich entscheiden, beängstigende Schritte gehen muss. Alles was ich gerade mache und in den letzten Monaten gemacht habe, scheint nur eine Vorbereitung für die immer näher rückende Zukunft zu sein. Eine Zukunft ohne meine Eltern, die mir bei jeder Entscheidung unter die Arme greifen können, in der ich die Verantwortung für jeden Schritt den ich tue, tragen muss. 
Dieses Weihnachten war das vorletzte Weihnachten bevor ich meinen Schulabschluss in der Tasche habe und… ja und was dann? Ich selber habe noch überhaupt keine Idee. Das Einzige was für mich schon sehr lange, wenn auch eher unbewusst, feststeht: Ich will etwas erleben, etwas tun. Ich will mich trauen und frei sein. Will nicht mit Mitte zwanzig schon in einem festen Beruf stecken und wissen, dass das so die nächsten vierzig Jahre bleiben wird, auch wenn das die einfachere, weitaus weniger riskante Variante wäre.

Dieses Weihnachten habe ich mir deswegen mehr Gedanken gemacht über die Zukunft aber vor allem auch die Vergangenheit. Dafür ist Weihnachten schließlich die perfekte Zeit. Ich habe also mit meinen Eltern über ihre Vergangenheit und die ihrer (also unserer) Verwandten gesprochen, wollte wissen, wie die Menschen in meinem Verwandtenkreis mit großen Entscheidungen umgegangen sind und wie sie  zu dem Leben gekommen sind, das sie letztendlich geführt haben.

Und die Antwort war: Der Großteil meiner Familie hat es sich mit den Entscheidungen immer ziemlich einfach gemacht. Und deshalb ist der Großteil meiner Familie auch in Vororten gelandet, obwohl das nie der Wunsch von ihnen war. Manche haben vielleicht erst einmal etwas erlebt, haben aber spätestens mit Mitte dreißig den Erwartungen der Gesellschaft nachgegeben, sich also ein Haus gekauft, zwei Kinder bekommen und nach außen hin glücklich ausgesehen. Sie haben sich für den einfachen Weg entschieden. Den, der von allen akzeptiert wird und der am sichersten ist. Die Wenigsten haben sich irgendwann noch mal zusammengerissen und etwas riskiert, um ihren eigenen Wünschen gerecht zu werden, sondern sind so dahinvegetiert. 
 
Was mir dieses Weihnachten also gebracht hat: klar, ein paar (materielle) Geschenke. Aber vor allem das Gewissen, dass ich mich trauen muss, riskante Entscheidungen zu treffen. Ich habe einige Erwartungen an mich und die sind wichtiger als die der Gesellschaft. Wenn ich in anderthalb Jahren fertig bin mit der Schule werde ich mich nicht sofort festsetzen. Vielleicht werde ich das nie. Ich werde dann an meine Familie denken und an jene Menschen in dieser Familie, die sich selbst hinters Licht führten, weil sie nicht genug Mut aufbrachten.

xxxxx

Kommentare

  1. Sehr schöner Post. Ich glaube du sprichst damit vielen aus der Seele.
    Ich persönlich muss sagen,dass ich auch noch völlig anungslos bin was das Thema Zukunft nach der Schule angeht. ich weiß nur,dass ich viel reisen und von der Welt sehen möchte. :)

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    1. Viel reisen zu wollen ist doch ein super Ansatz! :D
      xx

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  2. Ich kann so gut verstehen, was du meinst! Bei mr ist es noch drängender, das war jetzt das letzte Weihnachten vor meinem Abschluss. Alle schauen mich mit großen Augen an und fragen "Und was kommt jetzt?" "Hast du schon Pläne?". Und ich weiß es einfach nicht. Ich hätte gerne einen Plan, zumindest für irgendetwas. Aber ich strudel dem Frühling so entgegen. Möchte momentan auch eigentlich keine Pläne machen. Ich denke mir, wann ist denn die Zeit, mal ohne Plan A, B und C (falls A und B nicht klappen) durch's Leben zu gehen, wenn nicht jetzt.
    DOch ich finde nicht, dass das Mutlosigkeit ist. Es ist vielleicht ein Nicht Wissen. Aber mutlos bedeutet für mich, seine Lebensenergie zu verlieren. Und das haben weder du noch ich bisher♥

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    1. Stimmt, Mutlosigkeit und Planlosigkeit sind tatsächlich ziemlich unterschiedliche Dinge. Ich denke, wenn man mutlos ist, trifft man Entscheidungen, die andere von einem erwarten und die einen selbst nicht weit bringen. Also, wie du sagst, der Verlust von Lebensenergie.
      Solange man planlos ist, hat man noch verschiedene Wege offen, die man gehen kann. Planlosigkeit erfordert Mut, weil kein Ziel zu haben in dieser Gesellschaft nicht gerne gesehen wird (meiner Erfahrung nach zu urteilen) und auch immer ein Risiko bedeutet.
      Ich glaube, dass du gerade genau das Richtige machst, wenn es sich so richtig anfühlt. :D

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