Hektik



Klack-klack. Klack-klack. Klack-klack.
Finger hacken fast schon im Rhythmus auf Tastaturen ein. Stumpfe Blicke fixieren flimmernde Bildschirme.
Klack-klack.
Verträge werden formuliert, Termine vereinbart. Termine… Ein Blick auf die elektrische Armbanduhr genügt.
Hastig huschen die Augen über den Bildschirm, immer dem Mauszeiger nach.
Jetzt aber schnell! Nicht einmal für den gewohnten Blick aus dem Fenster ist noch Zeit. Die Aussicht muss warten.
Hastige Schritte. Im Vorbeigehen: „Hallo!“, „Guten Tag!“, „Lange nicht gesehen!“.
Die grauen Gänge verschwimmen langsam zu einem Meer aus Eintönigkeit. Im Hintergrund: Klack-klack. Klack-klack. Klack-klack.
Die Schritte werden drängender. Lauf noch schneller!
Endlich am Aufzug angekommen. Eilige Fingerkuppen drücken gleich mehrmals auf den Knopf.
Die Arme verschränken sich nun automatisch vor dem Körper, der Fuß scharrt auf dem Boden.
Ohren lauschen auf das erleichternde Surren des herannahenden Liftes.
Nun bewegt sich der Finger wieder, tippt eine unbekannte Melodie auf dem Oberarm. Mach schon!
Noch einen Blick den schier endlosen Gang hinauf und dann hinunter. Dann: das Geräusch!
Erst ein fernes Summen, dann ein lauter werdendes Brummen. Was für eine Melodie!
Die Fahrstuhltüren öffnen sich. Kostüme und Anzüge strömen hinaus.
Ein genuscheltes: „Tag auch!“, dann der tapfere Schritt ins Stahlgrau. Erdgeschoss, bitte!
Die Türen schließen sich mit einem dumpfen Schlag. Ein kleiner Ruck. Los geht die Fahrt!
Zögerlich verändern sich die Ziffern auf dem Display. 13. 12. 11. 10. 9. 8. 7. PLING.
Das ist der falsche Stock. Menschen steigen ein. Kaffeebecher in den Händen, Taschen unter die Achseln geklemmt.
Ausdruckslose Gesichter. Weiter geht die Fahrt. 5. 4. 3. 2. 1. PLING. Endlich!
Vorbeigedrängelt an anonymen Gestalten. Der Ausgang lockt. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr. Fast zu spät!
Nur noch die Drehtür ist im Weg. Langsam wie nie drehen die Scheiben ihre Runden. Und dann:
Chaos.
Menschen strömen den Bürgersteig entlang, ein empörtes „pass doch auf!“. Alle Blicke starr geradeaus gerichtet.
Auf den Straßen mischt sich gelb mit noch mehr grau. Hup, hup!
Ringsherum riesige Stahlbauten. Vielleicht beobachtet sie wer von dort oben. Wahrscheinlich nicht.
Ein tiefer Atemzug. Frische Stadtluft. Und dann eingetaucht in die Menge.
Starre Anzüge verschwimmen mit grellen Kostümen, dunkles Haar mit blonden Stoppeln, wachsame Blicke mit mürrischen Grimassen -
zu Einem.
Niemand ist mehr er selbst. Jeder verfällt in den gleichen Trott.
Eine gelbe Karawane huscht auf der Straße vorbei. Hände winken, Münder pfeifen. Der Zug nimmt kein Ende.
Straßen überquert, Ecken passiert. Doch da! Das rettende Schild. Hereinmarschiert, meine Dame!
Und endlich:
Ruhe. Stille. Leises Getuschel.
Ein Grinsen. Eine Umarmung. Ein Mensch von Millionen. Die Welt verschwimmt.

Kommentare

  1. Erstmal vorweg: Das ist ein sehr schöner Post. Gefällt mir gut.
    Als ich ihn gelesen hatte kam mir ein wenig später im Zuge dessen
    die 30-day minimalism challenge in den Sinn. Ich weiß nicht ob du schon
    davon gehört hast, aber bei dieser callenge geht es einfach darum mal abzuschalten,
    nicht ständig online zu sein und zu sich selber zu finden. Ich persönlich finde, dass sie
    einige sehr schöne Punkte enthält und würde mich freuen wenn du sagen würdest was du davon hälst,
    bzw. ob du dich schon damit beschäftigt hast.

    Liebe Grüße
    Misha

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    1. So, es ist mir etwas unangenehm, aber ich habe erst jetzt deinen Kommentar entdeckt, der komischerweise als Spam gekennzeichnet wurde...
      Danke erst einmal für deinen Kommentar!
      Von der genannten Challenge habe ich tatsächlich noch nicht gehört, hört sich aber sehr interessant an. Ich habe mir direkt mal die von dem Blog "Into Mind" angeschaut. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass sie ein guter Einstieg in ein mehr oder weniger minimalistisches Leben sein kann bzw. immerhin ein Bewusstsein für Minimalismus und den eigenen Lebensstil schaffen kann. Mal schauen, ob ich mich beizeiten mal daran versuche. :)
      Hast du denn die 30-Day Minimalism Challenge selber schon gemacht? Finde ich übrigens ziemlich interessant, dass dich mein kleiner Text daran erinnert hat.
      xxx

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