Der "Bikini-Body"



Ach ja, jetzt wo die ersten Sonnenstrahlen anfangen, die Haut wirklich etwas aufzuwärmen und die ersten Knospen an den Bäumen zu sprießen beginnen, beginnt auch wieder die Zeit der Vorbereitung. Der Sommer scheint nur noch einen Fingerbreit entfernt und viele sehen sich schon an Sandstränden räkeln. 

Und da ist auch schon das Problem: Am Strand ist man generell ziemlich knapp bekleidet, andere Menschen können Zonen des Körpers sehen, die im Winter sonst unter dicken Pullis und Jacken verschwinden. Dieser Gedanke ist der Anreiz für viele, sich Sorgen um ihren „Winterspeck“ zu machen, oder allgemein um ihr Aussehen.

Jetzt, wo auch noch GNTM läuft und super schlanke Mädchen (mindestens) wöchentlich auf den Flachbildschirmfernsehern zu sehen sind und vielleicht auch schon die ersten Werbeanzeigen aufkommen, die mit ebenso schlanken und durchtrainierten Menschen in knapper Bekleidung werben, jetzt beginnt der Body-Wahn erst recht.

Es geht daran, auf den „Bikini-Body“ hinzuarbeiten. Hiermit ist gemeint, einen Körper zu erarbeiten, der dem der Menschen auf den Plakaten ähnelt. DAS ist der Bikini-Body. Für Mädchen bedeutet dies ein knackiger Hintern, ein flacher Bauch und im Idealfall dünne Beine bis zum Phänomen der „thigh gap“. Für Jungs: ein Sixpack, eine kantige Kinnpartie und ein trainierter Bizeps.
 Um das Ziel zu erreichen wird schon einmal die ein oder andere Diät ausprobiert, man meldet sich im Fitnessstudio an, macht sonstige Workouts oder Übungen, die einem eben jenen „Traumkörper“ versprechen, der doch in den Medien immer so sehr angehimmelt wird.
Vor zwei Jahren ging es mir genauso. Ich hatte diese verdrehte Weltsicht und dachte, wenn ich nicht genauso aussehe, wie es mir vorgegeben wird, fange ich am Strand seltsame Blicke ein oder ähnliches. Im Endeffekt kann ich gar nicht mehr genau sagen, welcher Grund mich dazu trieb, diesen einen Körper haben zu wollen.
Inzwischen denke ich ganz schön anders darüber. Als Bikini-Body sollte nicht nur die eine Art Körper gelten, die „skinny“-Art, die sich am Strand bräunt. Der Bikini-Body sollte dein Körper in einem Bikini sein. Dein Körper, der einzigartig ist. Dein Körper, der seine „Makel“ (laut der Industrie) hat. Dein Körper in dem du dich wohlfühlst.
Ich finde es unfassbar traurig, dass jedes Jahr das sogenannte „body shaming“, wenn auch indirekt, wieder von neuem beginnt. Man muss doch einfach nur mal so Formate wie GNTM einschalten, in denen nur die eine Sorte Körper besteht. Und diese eine Sorte Körper, die eine verschwindend geringe Menge an Mädchen überhaupt besitzen, wird als die Norm angesehen. Zumindest werden keine anderen Körper auf Plakaten gezeigt, die so etwas wie Bikinis bewerben.

Ich finde dabei jedoch nicht, dass Sport machen schlecht ist. Oder auf einen fitteren oder stärkeren Körper hinzuarbeiten. Oder sich gesünder ernähren zu wollen (was das auch immer bedeutet). Ich finde jedoch das Ziel, das nur zu tun um der gesellschaftlichen Norm an den Badestränden zu entsprechen, ziemlich schade. Ich kann verstehen, wenn man insbesondere als Teenager ziemlich unsicher mit sich und seinem Körper ist und dass vor allem der Umgang der Medien damit nicht gerade hilfreich ist.

Aber es kann hilfreich sein, dann einen Schritt zurückzugehen und die eigenen Gedankengänge aus einiger Distanz zu betrachten. Macht es mich wirklich glücklich, diesen "perfekten" Körper zu erarbeiten? Wenn ja, wie kommt das? Was hat mein Körper nicht, was der in den Medien zu haben scheint? Und vieleicht hilft es auch, einige Medien zu meiden. Mir hat es zumindest sehr geholfen.

Es gibt ein Projekt, was ich bezüglich Körperwahrnehmung sehr schön fand. Es heißt "Expose: Shedding Light on Collective Beauty" und dafür wurden fast 100 Frauen nur in Unterhose (oder weniger) abgelichtet. Frauen, die in der derzeitigen Beautyindustrie keinen Platz finden, die aber ganz normale Körper besitzen. Wen Nacktheit nicht abstößt (vor allem weil dieses Projekt ja alles andere als sexuell gemeint ist), dem würde ich einen Blick auf jeden Fall empfehlen!

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