Im Park

 



Sie schwang sich auf ihr Fahrrad, die Sonnenbrille aufgesetzt, kurze Hose und eine dünne Sportjacke – von ihrem Vater geklaut. Die letzten Tage waren warm gewesen. Sehr warm. Die warmen Winde, die über ihr Gesicht strichen und ihre offene Jacke aufblähten, ließen den eisigen Regen und das fast schon winterliche Wetter kaum eine Woche zuvor verblassen. Endlich waren auch an den letzten Bäumen die Knospen aufgegangen und die ganze Umgebung erstrahlte in einem saftigen grün. Auf den Straßen war reges Treiben – hier ging ein junges Pärchen Hand in Hand spazieren, dort rannte ein kicherndes Kind seinen Eltern davon und dahinter waren einige Menschen dabei, ihr Auto zu säubern. In den Bäumen zwitscherten Vögel und auf ihrem Weg die Straße entlang überholten sie einige Radfahrer. Lässig trat sie in die  Pedalen und genoss die sehr frühlinghafte Stimmung, die in der Luft lag und die so überfällig war. Das, diese wenigen Tage im Jahr, war ihre liebste Zeit. Sie mochte die Aufbruchsstimmung, die in der Luft lag, die Hoffnung und die Freude auf das Kommende, die man den entgegenkommenden Gesichtern ablesen konnte. Es hieß nicht mehr, so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen, den Schal eng um den Hals geschlungen. Jetzt wurde Haut gezeigt, wurde die Straße entlanggeschlendert, wurden Gesichter gen Sonne gestreckt. Die Umgebung wirkte wie verwandelt. Als sie schließlich am Park ankam, wurde das Bild noch einmal intensiver. Noch mehr saftiggrüne Gewächse, die sich ihr quasi entgegenstreckten. Noch mehr Gelächter, noch mehr Lebensfreude. Die Wiesen – im Winter so trostlose leere Felder innerhalb des noch trostloseren Graus der Stadt – nun bespickt mit Menschengruppen, deren Grillrauch ihr in der Nase lag, deren Geplauder wie Meeresrauschen an ihre Ohren drang, deren Blicke sie im Vorbeifahren streifte. Hier und da wurden Spiele gespielt oder Stereoanlagen aufgestellt. Ein fröhlichbuntes Miteinander. Studentengruppen neben Familien neben Einzelpersonen, die sich in der Sonne räkelten. Das war das Leben, für das es sich lohnte, sich einzusetzen.




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