Meine Privilegien



Pri·vi·le̱g
Substantiv [das]
  1. ein für einen Einzelnen oder eine Gruppe geltendes, besonderes Recht, von dem andere ausgeschlossen bleiben.
Vor allem in feministischen Kreisen wird oft über das Privileg einzelner Personen oder ganzer Gruppen von Menschen diskutiert. Dort artet das des Öfteren in ein „du darfst hier nicht mitsprechen, weil du (zu) privilegiert bist!“ aus. Im Grunde geht es in der Debatte um Privilegien aber vorzugsweise darum, sich seines Standes in der Gesellschaft bewusst zu werden und sich dadurch klar zu machen, welche Sichtweisen man verkörpert und in welchen Debatten es eher heißt zuhören statt von Anfang an seine Meinung rauszuhauen. Es geht darum, festzustellen, mit welchen Gewohnheiten man womöglich zur Aufrechterhaltung von (strukturellen) Privilegien beiträgt und sich so langsam eine weitgefächerte Sichtweise anzueignen, die über die eigenen Privilegien (d.h. auch Erfahrungen) hinausgeht... Ich habe einige der Privilegien, derer ich mir bewusst bin, mal aufgeschrieben:


Ich bin dünn bzw. entspreche weitestgehend dem derzeitigen Ideal einer Körpergröße
Ich sehe meinen Körper also gemeinhin in den Medien repräsentiert und mir passen die meisten Klamotten in durchschnittlichen Läden

Ich bin weiß (vor allem im politischen Sinn gemeint) und komme aus demselben Land, in dem ich lebe
Ich muss mir etwa in der Kosmetikabteilung keine Gedanken über Puder machen, da meine Hautfarbe überall vertreten ist. Außerdem muss ich mir keine Kommentare über meine vermeintliche Herkunft anhören und habe wieder den Vorteil, dass Menschen, die mir ähnlich sind, viel mehr in den Mainstream-Medien vorkommen. 

Ich bin cis
Ich muss keinen langwierigen und teuren Prozess durchlaufen, werde aufgrund meines Körpers und meiner Haltung dazu nicht von anderen schikaniert oder gar verleumdet.

Ich habe die Möglichkeit eine weiterführende Schule zu besuchen und werde dadurch in Zukunft auch auf Universitäten gehen und mich so weiterbilden können
Ich habe also viel mehr Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und werde in der Gesellschaft allgemein als „schlauer“ oder gar „besser“ wahrgenommen.

Ich habe eine intakte Familie und Eltern, die mir eine Inspiration sind und mich in all meinen Entscheidungen so gut es geht unterstützen
Egal was kommt, ich werde immer eine riesige Stütze hinter mir stehen haben, an der ich mich immer werde festhalten können. Es wird mir auch leichter fallen, schwierige Entscheidungen zu treffen, da ich mich auf ihr Vertrauen in mich verlassen kann.

Ich bin gesund
Ich bin körperlich nicht eingeschränkt. Ich kann Sport machen, Treppen steigen, zum Bus rennen.

Mir steht genug Geld zur Verfügung, um mir auch mal Luxusgüter zu besorgen und lebe in einer zweistöckigen Wohnung, von der aus fast alles Wichtige innerhalb weniger Minuten zu erreichen ist
Ich kann mir also materielle Wünsche weitestgehend erfüllen und muss mir um meinen Unterhalt keinerlei Sorgen machen. Außerdem muss ich wenig Zeit darauf verwenden, von A nach B zu kommen.

Ich habe genug Zeit, um mich mit mir und meinen Fähigkeiten auseinanderzusetzen und diese auch zu fördern
Mein Tag besteht nicht nur aus Arbeit. Ich habe immer ein wenig Zeit, um zum Beispiel hier auf dem Blog zu schreiben oder zu zeichnen.

Ich habe die Möglichkeit, mich politisch zu betätigen
Ich kann mich laut machen, ohne Gefahr zu laufen, sofort weggesperrt zu werden. Ich kann mich auch mit politischen Themen auseinandersetzen, da ich die nötigen Quellen dazu habe und Menschen, mit denen ich diese besprechen kann.

Ich habe die Möglichkeit, meine Ideen und Gedanken mit anderen Menschen zu teilen und gehört zu werden
Ich habe zum Beispiel diesen Blog hier, auf dem ich alles teilen kann, was ich will und der von anderen Menschen aufgesucht werden kann. 

Ich habe eine offene Zukunft und die Freiheit,  meinen Weg (also meinen Beruf, meinen Wohnort, …) selbst zu wählen
Weder drängt mich jemand dazu, einen gewissen Weg einzuschlagen, noch bin ich durch Traditionen an bestimmte Lebensarten gebunden.

xxx

Kommentare

  1. sehr schöner post! ich mag es, dass du deinen blog irgendwie 'nützt' leute* auch politisch zu informieren :)

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    1. Danke erst einmal! :D
      Zu letzterem: Ich mag das auch! Eigentlich finde ich es relativ verwunderlich, dass es eher wenige Blogger*innen gibt, die überhaupt etwas politischer sind, weil Politik doch etwas ist, was uns alle betrifft und daher wahrscheinlich auch beschäftigt...
      xx

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  2. Wow, gehst du noch zur Schule? Wenn ja, dann beschäftigst du dich schon mit sehr tiefgründigen Themen und schön, dass du sie teilst!

    Danke für deinen Kommentar und entschuldige die verspätete Anwort. Also in öffentlichen Räumen fotografiere ich einfach und da k+mmert es mich nicht, wenn jemand blöd guckt - denn dieser Blick war oftmals eines meiner schönsten Fotos wert. Wenn ich allerdings Menschen recht nah im Bild haben möchte, gar ein Portrait haben möchte, dann mache ich das sehr unauffällig und beiläufig, da ich die Person/en ja gerne so natürlich und unbeobachtet einfangen möchte, wie ich sie gerade erlebt habe. :)

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    1. Nächstes Jahr mache ich Abitur..:)
      Vielen Dank für deine Antwort! Das nächste Mal, wenn ich mit meiner Kamera unterwegs bin, werde ich wohl über meinen Schatten springen und einfach fotografieren, wenn sich ein gutes Motiv ergibt.
      xxx

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