Bin ich hübsch?

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Es ist krass, wie sehr Schönsein den Alltag der meisten Menschen bestimmt. Hält man einmal die Augen offen, bemerkt man schnell, wie einem aus allen möglichen Richtungen der Schönheitswahn entgegengetragen wird – bis er vielleicht auch von einem selbst Macht ergreift. 

Insbesondere Frauen wird in vielerlei Magazinen, Werbeanzeigen und anderen Aspekten des Alltags vermittelt, dass glänzende Haare und makellose Haut das wichtigste überhaupt sind. Aber im Grund knausern alle Menschen irgendwie daran, hübsch sein zu müssen.

In letzter Zeit frage ich mich immer öfter: Aber was bedeutet denn eigentlich „hübsch“? 

Denn das Wort ist eigentlich, wie so viele andere Begriffe auch, ein sehr formbares und subjektives. In den letzten Jahrhunderten hat sich das generelle Schönheitsideal des Menschen immer wieder gewandelt und auch jetzt noch gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen von Schönheit in unterschiedlichen Bereichen der Welt. 

Inwiefern ist es also gerechtfertigt, wenn in Artikeln Berühmtheit XY als wunderschön und Berühmtheit Z als total daneben und hässlich verschrien wird?

Klar, innerhalb dieser Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt gibt es schon so etwas wie Richtlinien. (Die da momentan laut meiner Auffassung wären: schlank; möglichst fit aussehen, also keine Augenringe, Pickel, undsoweiter; Frauen haben an den richtigen Stellen haarlos zu sein; strahlend weiße, gerade Zähne; ein konturiertes Gesicht; klare Unterscheidung zwischen Mann und Frau).

Muss man diese Richtlinien aber tatsächlich so weit ausschlachten, dass man Menschen nur anhand dieser beurteilt? Sollte zumindest ein großer Teil der Menschheit nicht inzwischen an einem Punkt angelangt sein, an dem etwas Abstand von Konventionen genommen werden kann und erkannt werden kann: Menschen kommen in allen möglichen, individuellen Körpern. Klein, groß, dick, dünn, gerade Nase, krumme Nase, schmale Augen, weite Augen, lockige Haare, glatte Haare, helle Haut, dunkle Haut, undsoweiter. 

Richtlinien stehen der Akzeptanz und Anerkennung dieser Vielfalt bloß im Weg. Stattdessen gibt es Millionen von Menschen, die sich in ihren Körpern unwohl fühlen, weil diese nicht den Schönheitsstandards entsprechen. Da wird Energie darauf verschwendet, seinen Körper zu abzulehnen oder gar zu hassen. 

Und das ist traurig. Und das ist auch ein Grund, warum ich mich Feministin nenne, weil ich bisher noch keine andere Bewegung oder Menschengruppe entdeckt habe, in der Vielfalt so sehr respektiert und gefeiert wird, wie im Feminismus. Aber das ist vielleicht eine andere Geschichte.

(Kleiner Nachtrag: Das mit den Richtlinien ist sowieso, nicht nur auf Schönheit bezogen, so eine Sache. Auch in der Kunst zum Beispiel (womit ich Film, Literatur, Malerei meine), werden Werke, die aus dem „Mainstream“ herausfallen, ganz schnell als seltsam und vielleicht auch unzumutbar abgetan. Ich wünsche mir, dass es irgendwann zum Mainstream wird, zuallererst mit Offenheit an Unbekanntes heranzugehen, anstatt es von vorneherein zu verurteilen.)

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