Das goldene Stück Scheiße geht an uns.

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845 Kreuze auf einem Stück Papier. Jedes Kreuz steht symbolisch für einen Menschen. Macht 845 Menschen. So viele sind das nämlich, die, wie jetzt feststeht, am 18. April 2015 im Mittelmehr ertranken. Das sind 845 Menschen, die auf der Suche nach Frieden und Sicherheit und nach einem lebbareren Leben waren und die von uns im Stich gelassen wurden. Warum von uns? Weil wir Teil einer großen Bevölkerungsmasse sind, die fast tatenlos dem Horror auf dem Mittelmehr zuschaut. WIR sind diejenigen, die unsere Regierungen repräsentieren, sind die tatsächliche Macht. Würden wir uns alle zusammentun und gegen die vielen unnötigen Tode vor den Küsten unserer Länder angehen und protestieren, dann würden unsere Regierungen darauf reagieren müssen. Aber stattdessen verstecken wir uns hinter unseren gutbürgerlichen Leben. Helfen vielleicht in Flüchtlingsunterkünften mit. Unterstützen die, die es geschafft haben, trotz Abschreckung und Ignoranz. Und das ist sehr wichtige Arbeit, aber es ist nicht genug. Es muss mehr geschehen. Oder wollen wir die nächsten Jahre unserer Leben damit verbringen uns hinter unserem Wohlstand zu verstecken, hoffend, dass das alles hier sich irgendwann einfach so löst? Bis dahin werden zwar noch mehrere Tausend Menschenleben drauf gehen, aber so lange es kein Europäisches ist...?! Wie soll das weitergehen? Werden wir tatsächlich tatenlos herumsitzen, während rechtspopulistische Anhänger überall ihren Hass schüren und langsam aber sicher immer selbstbestimmter dabei vorgehen? Oder werden wir - die Empathie und Menschlichkeit groß schreiben - irgendwann den Schlussstrich ziehen und richtige Aktionen erzwingen und erbringen? Bitte, lass es so kommen!

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Was kann man tun? Was kann ICH tun? All das, was passiert, scheint so ungreifbar und unverhinderlich.
Ich denke immer wieder an die Geschichte der Menschheit. Die überaus blutige Geschichte der Menschheit. Wird es je anders sein? Werde ich je eine Welt erleben, in der Hass, Gewalt und Mord nicht an der Tagesordnung herrscht? In der Geschichte gab es immer Kriege, Gewalt, Ungerechtigkeit. Aber muss das heißen, dass es nicht anders sein kann?
Ich will daran glauben. Ich hoffe. Und auch wenn ich von meinem momentanen Standpunkt aus nicht viel machen kann, ich werde immerhin auf die Straße gehen, meine Wut und Fassungslosigkeit in die Luft brüllen. Ich werde immer wieder aufmerksam machen auf Ungerechtigkeit und Unterdrückung.
Und irgendwann habe ich vielleicht sogar die Möglichkeit wirklich etwas zu verändern. Bis dahin zeige ich Solidarität, versuche anderen Menschen zuzuhören oder Gehör zu verschaffen und diskutiere mit Menschen, informiere mich. Das bin ich mir, meinen Mitmenschen und sowohl der gegenwärtigen als auch zukünftigen Welt schuldig.


 (Hast du, die oder der das hier liest, eine Lösung? Eine Idee, wie man diese schon viel zu lange anhaltende Situation zum besseren ändern kann? Bitte lass es mich wissen!)

Kommentare

  1. Meine Schwester arbeitet seit einigen Monaten mit Flüchtlingen, die ohne Eltern oder erwachsene Begleitung hier in Deutschland angekommen sind. Und es ist wirklich grausam, was diese Menschen erleben mussten. Nicht nur in ihrer Heimat (kein Wunder also, dass sie ein anderes Leben suchen), auch auf der Flucht... viele wollen darüber definitiv nicht reden und schweigen über die Erlebnisse während dieser Zeit. Es ist wirklich grausam und ich kann jetzt durch die Geschichten, die uns meine Schwester oft erzählt, noch weniger mit Fremdenhass anfangen...

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    1. Die Geschichten, die ich bisher gehört habe, machen mich auch ganz sprachlos. Ich kann mir nicht vorstellen, ähnliche Dinge durchstehen zu müssen. Fremdenhass ist etwas ganz und gar Irrationales... Deshalb schockiert es auch so, dass zum Beispiel die AfD so viel Zulauf hat.
      xxx

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